03/2018
vordergründig wirkt der sportliche Herr K. gemütlich. Zuweilen auch ein wenig schillernd. Einer, aus dem man nicht so recht schlau wird -
Jewgeni Kaspersky, geboren 1965, ist der Chef aller Hacker in ganz Russland – nein, das ist er natürlich nicht. Hacker würde er niemals einstellen, gegen Kriminelle hat er was. Er ist Chef einer der größten
Virenschutz-Konzerne weltweit. Gegründet 1997, 3000 Mitarbeiter,
667 Millionen Dollar Umsatz, mehrmals in der Rangliste der Besten
auf Platz eins, diesmal nur Platz 4. Was aber nichts aussagt. Denn Security ist wie eine Aktie: Sie steigt und fällt und keiner
weiß warum. Millionen von Computernutzern jedenfalls
vertrauen Kaspersky und 200 000 Firmen in allen Teilen der Erde,
darunter die Deutsche Bahn und eine wichtige deutsche Bank.
Vertrauen tatsächlich einem Firmenchef, der noch vom KGB
als Textverschlüsseler ausgebildet wurde, nachdem
er zunächst Mathematik studiert hatte. Staatspreise von Präsident Medvedjev hat er bekommen, aber auch von der Volksrepublik
China. Kein Grund zu politischem Misstrauen, findet Kaspersky:
„Wir schützen unsere Kunden vor Malware, seien sie russisch
oder amerikanisch.“ Dennoch haben die USA ihre Behörden jüngst
angewiesen, Kaspersky Lab aus ihren Rechnern
zu verbannen. Aus Gründen der nationalen Sicherheit.
Interessantes Detail aus seinem Lebenslauf: Im April 2011
wurde einer seiner Söhne entführt, nachdem er im
russischen Sozialnetz leichtsinnig persönliche Daten
preisgegeben hatte. Der Junge kam frei. Ein arbeitsloser
Schlosser hatte sein Opfer auf der Forbes-Liste der
reichsten Männer Russlands gefunden. Der Täter stand
zwar vor Gericht – nach unbestätigten Berichten lebt
er aber nicht mehr.
Da stellt sich die Gretchenfrage: Wem vertrauen wir noch
weniger, den Amerikanern, vertreten durch Google, Facebook
Norton & Co., die allesamt der NSA Einsicht gewähren oder
der Abteilung Kaspersky, sprich Putin und dem KGB?
Vielleicht ist dieser Kurzschluss aber so gar nicht zulässig.
Dann bitte ich um Pardon.
Immerhin hatten wir an dieser Stelle schon des öfteren
bedauert, dass es kaum deutsche Firmen gibt, die
sich deutschem Rechtsverständnis, also dem strengeren
deutschem Datenschutz verpflichten. Das Gefühl für
unsere Daten ist durchaus noch ausbaufähig.
Avira z.B, ein rein deutsches Produkt, belegt derzeit
Platz 2 der Qualitäts-Rangliste, nur die US-Firma
Norton liegt besser.
Und wie sieht’s aus mit G-Data aus, eigentlich
eine der renommiertesten deutschen Firmen, beheimatet im
bodenständigen Marburg? Na ja, den Ansprüchen
des gestrengen US-Heimatministeriums würde auch sie
nicht gerecht: Anteile an G-Data erwarb ausgerechnet
die geschiedene Frau Kaspersky.
Aber bange machen gilt nicht. Natürlich gibt es noch
genug Nischenprodukte made in Germany, die Qualität
und Diskretion verbinden. Wetten, dass
unser Montagsdozent Uwe Lahmer alle kennt?
Kommen Sie also zum SCC Info-Tag, übrigens auch
wenn sie was ganz anderes im Sinn haben als Security,
empfehlen
Ihr
Manfred Grudda
Vorsitzender
und Karin von Faber
Mitglied des Vorstands